SKANDINAVIEN


Weltuntergang
Originaltitel: Verdens undergang
Produktion: Dänemark, 1916 
(Schwarzweiss)
Nordisk Film
Regie: August Blom.
Cast: Olaf Fønss, Carl Lauritzen, Ebba Thomsen, Johanne Fritz-Petersen, Thorleif Lund, Alf Blütecher, Frederik Jacobsen, K. Zimmerman, Moritz Bielawski.
77 Minuten (PAL)
Geschäftsmann und Industrialist Frank Stoll brennt mit Dina, der Tochter eines Minen-Vorstehers, ohne väterlichen Segen durch und verlässt die Minenstadt, um in der Grossstadt sein Glück an der Börse zu versuchen. Einige Jahre später ist Stoll reich und die beiden sind verheiratet. Derweil entdeckt Stolls Bruder, ein Astronom, einen Kometen, der sich offenbar auf Kollisionskurs mit der Erde befindet. Stoll beschliesst, die sich abzeichnende Panik an der Börse zu Geld zu machen. Doch auch er muss lernen, dass alles Geld der Welt nichts nützt, wenn der Untergang der Welt nicht mehr abzuwenden ist. 
Im Jahr 1910 durchquerte die Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne den Schweif des Halleyschen Kometen. Viele Menschen sassen damals Weltuntergangsszenarien auf und verkauften Hab und Gut, um sich dann zu verschanzen. "Verdens undergang" des Regisseurs August Blom aus Zeiten, als Dänemark mit seiner Nordisk-Film noch eine Film-Grossmacht auf der Welt war, inszeniert noch einmal die Hysterie von damals, gepaart mit den Schrecken des ersten Weltkriegs, der zur Entstehungszeit südlich von Dänemark tobte. Leider ist der Film doch über weite Strecken langatmig inszeniert und nicht leicht durchzusitzen. Die wenigen Zerstörungsszenen gegen Ende hin wurden jedoch interessant umgesetzt, besonders die Minenstadt (ein Modell), die von feurigen Meteoriten getroffen wird und anschliessend in Rauch und Flammen aufgeht.



Das Himmelsschiff
Originaltitel: Himmelskibet
Produktion: Dänemark, 1917 
(Schwarzweiss)
Nordisk Film
Regie: Forest Holger-Madsen.
Cast: Nicolai Neiiendam, Gunnar Tolnæs, Zanny Petersen, Svend Kornbech, Alf Blütecher, Frederik Jacobsen, Nils Asther, Philip Bech, Lilly Jacobson, Alfred Osmund.
81 Minuten (PAL)
Der Offizier und Pionier Avanti ist beseelt von der Idee, ein Luftschiff zu bauen und damit den Planeten Mars zu erreichen. Zusammen mit seinem Vater plant und konstruiert er die "Excelsior" und verkündet der Welt seinen ambitionierten Plan. Der Grossteil der Menschen ist begeistert und spricht ihm Unterstützung zu. Nur Professor Dubius hält nichts von den Plänen und versucht, Avanti in der Öffentlichkeit zum Irren zu stempeln. Dieser lässt sich jedoch nicht beirren und beendet die Bauarbeiten an seinem Luftschiff. Zusammen mit wagemutigen Freiwilligen tritt er die lange Reise zum Mars an. Während des Fluges kann Avanti nur knapp den Ausbruch einer Meuterei verhindern, doch schliesslich erreicht man das grosse Ziel. Auf dem Mars trifft man auf eine Zivilisation, die Gewalt und Krieg weit hinter sich gelassen hat.
Im Jahr 1917 flog Dänemark in diesem Stummfilm des Regisseurs Holger-Madsen zum Mars. Die dänische Nordisk-Film, damals eine der grössten Produktionsfirmen der Welt, drehte mit beachtlichem Aufwand "Himmelskibet", eine der ersten "Space-Operas" in Spielfilmlänge. Der Film wird von einem ähnlich optimistischen Pionier-Geist getragen, wie ihn wohl damals auch die Gebrüder Wright verspürt haben mussten, als sie ihre ersten Flugversuche unternahmen. In seinem Grundton unterschied sich "Himmelskibet" damit erheblich vom ein Jahr zuvor entstandenen, pessimistischen "Verdens undergang", und versuchte wohl auch, dem Publikum einen Ausgleich zu den düsteren Nachrichten der realen Welt (es tobte der 1. Weltkrieg in Europa) zu schaffen. Die Zivilisation, die Avanti und seine Gesellen hier auf dem Mars antreffen, könnte durchaus auch einer "Raumschiff-Enterprise"-Folge entsprungen sein. Es sollte 45 Jahre dauern, bis in Dänemark noch einmal eine Weltraumoper entstand, und jenen Film namens "Journey to the Seventh Planet" bekamen die Dänen gar nicht erst zu Gesicht, weil er in ihrem eigenen Land niemals offiziell aufgeführt wurde.




Der Fuhrmann des Todes
Originaltitel: Körkarlen
Produktion: Schweden, 1920 
(Schwarzweiss/viragiert)
Svensk Filmindustri (SF)
Regie: Victor Sjöström.
Cast: Victor Sjöström, Hilda Borgström, Tore Svennberg, Astrid Holm, Concordia Selander, Lisa Lundholm, Tor Weijden, Einar Axelsson, Olof Ås, Nils Aréhn, Simon Lindstrand, Nils Elffors, Algot Gunnarsson.
107 Minuten (PAL)
Eine alte Legende erzählt, dass der letzte Mensch, der an Silvester, bevor das neue Jahr eingeläutet wird, stirbt, zum "Fuhrmann des Todes" wird, der fortan für ein Jahr die Seelen der frisch Verstorbenen einsammeln muss. Daniel Holm, ein Rüpel und Trinker, der eine (ihn liebende) Krankenschwester der Heilsarmee mit Tuberkulose ansteckte und aufgrund seines unmöglichen Benehmens von Frau und Kindern verlassen wurde, trifft dieses Schicksal. Zu seiner Überraschung ist der Fuhrmann des Todes ein alter Bekannter von ihm, der dereinst unfreiwillig Holm ins Verderben führte.
Gespenstischer schwedischer Stummfilmklassiker nach Selma Lagerlöfs 1912 erschienenem Roman. Regisseur Victor Sjöström spielte auch die Hauptrolle als Daniel Holm. Ingmar Bergman war von Sjöströms Film schwer beeindruckt, und dieser beeinflusste Bergmans Schaffen nach dessen eigenen Worten signifikant. Sehr sehenswert, atmosphärisch und trotz trister Handlung mit positiver Botschaft. 1939 in Frankreich, 1958 in Schweden neu verfilmt, allerdings nicht von Ingmar Bergman, sondern von Arne Mattsson ("Der Killer von Stockholm"/"Nattmara", 1965).



Hexen
Originaltitel: Häxan
Produktion: Schweden/Dänemark, 1920/1922 
(Schwarzweiss/viragiert)
Svensk Filmindustri (SF)/Aljosha Production Company
Regie: Benjamin Christensen.
Cast: Maren Pedersen, Clara Pontoppidan, Elith Pio, Oscar Stribolt, Tora Teje, Johs Andersen, Benjamin Christensen, Karen Winther, Kate Fabian, Johannes Andersen.
105 Minuten (NTSC)
Eine Hexe braut einen Liebestrank für eine unglücklich verliebte Magd. Andere fliegen auf Besen über eine Szenerie des Mittelalters und feiern wilde Orgien mit dem Teufel und seinen Vasallen. Eine Hexe wird verurteilt und landet auf dem Scheiterhaufen.
Ein schwedischer Horror-Stummfilm in sieben Kapiteln mit semi-dokumentarischen Zügen vom dänischen Regisseur Benjamin Christensen, der hier ganz erstaunliche Bilder von auch heute noch enormer Atmosphäre und Wirkung auf die Leinwand zaubert. Wenn man sieht, wie in diesem Film von 1922 Hexen und Teufel ihre Orgien zelebrieren, bluttriefende Babies kochen (!) oder einem abgetrennten, verdorrten Arm den Finger ausreissen für einen Zaubertrank, kann man nur noch staunen, wie diese Bilder damals durch die Zensur kamen. Auch maskenbildnerisch und tricktechnisch war der Film ein Meilenstein, voller bizarrer Teufel und sogar in einer Szene mit Stop-Motion-Effekten. Bevor man das nächste mal "The Blair Witch Project" in den Player schiebt (dessen Produktionsfirma nach dem Originaltitel dieses Films benannt wurde), sollte man sich vielleicht an Christensens Frühwerk erinnern, sowie an die Tatsache, dass es tausendmal bessere Filme zum Thema "Hexen" gibt als die "Blair Witch". Allein Regisseur Christensens Auftritte als Teufel höchstpersönlich, in beeindruckender Maske, mit unglaublich verschlagenem Gesichtsausdruck und seinen seltsamen, ruckartigen Bewegungen, gehören zum Unheimlichsten, was je in einem Film über Hexen zu sehen war. Im letzten, leider eher schwächeren Kapitel des Films schlägt der Regisseur die Brücke vom Mittelalter ins Heute (d. h., 1922!) und zieht einige doch eher seltsame Schlussfolgerungen, die nichtsdestotrotz interessant sind. Auch wenn man heutzutage leider von vornherein auf verlorenem Posten steht, wenn man sich für Stummfilme stark macht: Dieser hier ist unbedingt sehenswert.




The Curse of the Witch
Originaltitel: Noidan kirot  /  Trolldomens förbannelse
Produktion: Finnland, 1927 
(Schwarzweiss)
Suomi-Filmi Oy
Regie: Teuvo Puro.
Cast: Einar Rinne, Heidi Blåfield, Irmeli Viherjuuri, Kaisu Leppänen, Hemmo Kallio, Olga Leino, Nisse Karlsson, Yrjö Tuominen, Hannes Närhi, Toivo Suonpää, Eero Kilpi, Karl Fager, Armas Fredman, Kalle Havas.

70 Minuten (PAL)
Finnland, "Land der tausend Seen": Ein junges Brautpaar, Simo und Selma, ist mit dem Rentierschlitten unterwegs in die Siedlung Utuniemi hoch im Norden Lapplands. Sie werden dort von Simos Schwester Elsa erwartet, die als Kind erblindete. Während Simo seine Schwiegereltern besucht, erzählt Elsa der jungen Braut Selma von einem samischen Schamanen namens Jantukka, der in der Nähe lebte. Er verfluchte die Einwohner Utuniemis, auf dass sie und ihre Nachfahren erblinden sollen, bevor er selbst einem Lynchmob zum Opfer fiel. Wenig später, als Selma mit einem Ruderboot ("soutuvene") auf dem Veksalahti-See unterwegs ist, wird sie vom Waldarbeiter Paksu-Sakari und zweien seiner Gefolgsleute aufgespürt und vergewaltigt. Elsa erkrankt und wird bettlägerig. Wird der Fluch des Hexers auch zur Gefahr für Selmas Sohn Aaprami?
"Noidan kirot" (schwedischer Titel: "Trolldomens förbannelse"), international betitelt als "Evil Spells" oder "The Curse of the Witch", gilt als der erste in Finnland produzierte Horrorfilm. Der Stummfilm basierte auf einem Roman des Schriftstellers Väinö Kataja (1867-1914). Bis auf eine bizarre Traumsequenz (?), in der ein zottiges Fellwesen am Bett des Protagonisten Simo erscheint, enthält der Film — von der Handlung um den Fluch des Schamanen und die daraus resultierenden Folgen abgesehen — nur wenige übernatürliche Szenen, dafür besticht er mit schönen, kontrastreichen Landschaftsaufnahmen aus dem nördlichen Finnland anno 1927. Regisseur Teuvo Puro war 1907 einer der Mitbegründer der finnischen Filmindustrie. Der ausserhalb Finnlands nicht (jedenfalls nicht in grösserem Rahmen) gezeigte Film enthält ungewöhnlich textreiche, jeweils zeitgleich eingeblendete finnische und schwedische Zwischentitel.




The Green Chamber of Linnainen
Originaltitel: Linnaisten vihreä kamari  /  Gröna kammarn på Linnais
Produktion: Finnland, 1945 (Schwarzweiss)
Suomi-Filmi Oy
Regie: Valentin Vaala.
Cast: Rauli Tuomi, Regina Linnanheimo, Kaija Rahola, Paavo Jännes, Eine Laine, Reino Valkama, Ture Junttu, Mailis Vaaja, Arvi Tuomi, Henny Valjus, Erkki Kalakari, Elli Ylimaa, Arvo Lehesmaa, Sven Relander.
94 Minuten (PAL)
Finnland, ein Winter in den frühen 1830er Jahren. Oberst Karl Littow erzählt die Geschichte seiner Familie, genauer gesagt zweier Töchter: der dunkelhaarigen, kühlen Anna und der blonden, emotionalen Ringa, heimisch auf dem Familienanwesen Schloss Linnais; sowie von einem Fluch, der auf dieser Generation der Familie lastet. An diesem Tag kommen diverse Besucher an: Der Graf von Spiegelberg, Captain Eusebius Winterloo und seine Ehefrau sowie der junge Architekt Kaarle Lithau. Jener übernachtet in einem Flügel des Schlosses nahe einer geheimnisvollen "grünen Kammer", über die Butler Holmes Geistergeschichten zu erzählen weiss. Ungewollt kommt Lithau einem dunklen Familiengeheimnis der Littows — und seiner eigenen Familie — auf die Spur.
"Linnaisten vihreä kamari" von 1945 war Finnlands erster Horrorfilm der Tonfilm-Ära (und nach "Noidan kirot"/"The Curse of the Witch" von 1927 wahrscheinlich erst der zweite finnische Horrorfilm überhaupt). Er entstand nach der Geschichte "Die grüne Kammer auf Linnais" von 1859 des schwedischsprachigen finnischen Autors Zacharias Topelius. Der rare Film von Regisseur Valentin Vaala, einem der grossen Filmemacher der "goldenen Zeit" des finnischen Kinos, wurde einzig in Finnland veröffentlicht (und auch da nur auf VHS-Kassette) und ist dementsprechend nur in finnisch zu sehen. Die männliche Hauptrolle spielte mit Rauli Tuomi ein damaliger Jungstar der finnischen Filmszene, der jedoch nur vier Jahre später im Alter von 29 Jahren in Helsinki Selbstmord beging. Die weiblichen Hauptrollen teilten sich Regina Linnanheimo und Kaija Rahola, die auch ein Lied zum Besten gibt. Der dialoglastige, stellenweise atmosphärische Film gewann drei Jussi-Awards (finnischer Filmpreis) und war der meistgesehene finnische Film des Jahres 1945.




Das weisse Rentier
Originaltitel: Valkoinen peura  /  Den vita renen
Produktion: Finnland, 1952 
(Schwarzweiss)
Junior-Filmi Oy
Regie: Erik Blomberg.
Cast: Mirjami Kuosmanen, Kalervo Nissilä, Åke Lindman, Jouni Tapiola, Arvo Lehesmaa, Pentti Irjala, Heimo Lepistö, Aarne Tarkas, Inke Tarkas.

65 Minuten (PAL)
In Lappland, hoch im Norden Finnlands, geht die Legende, dass Hexen in der Gestalt eines weissen Rentieres erscheinen können. Hier heiratet die junge Pirita den Rentier-Hirten Aslak. Eines Tages besucht Pirita den Schamanen und Seher Tsalkku-Nilla, der sich ab ihr fast zu Tode erschreckt. Wenig später erscheint ein weisses Rentier in der lappischen Eiswüste. Diverse samische Jäger, die es fangen wollen, werden kurz darauf tot aufgefunden. Bald ist die gesamte Bevölkerung alarmiert — man schmiedet Speere, um die gefährliche übernatürliche Kreatur zur Strecke zu bringen.
Finnland ist nicht wirklich die erste Adresse, die einem für gewöhnlich zum Thema "Horrorfilm" in den Sinn kommt. Dennoch entstand hier — gerade in den eher frühen Jahren des Kinos — eine kleine Handvoll sehr sehenswerter Genre-Filme, von denen sich etliche mit Hexen befassten: "Noidan kirot" ("The Curse of the Witch", 1927) von Teuvo Puro, "Noita palaa elämään" ("Gefährlich sind die hellen Nächte", 1952) von Roland af Hällström oder "Valkoinen peura" ("Das weisse Rentier"). Der Film bedient sich mit der ewigen Eiswüste Lapplands eines sehr ungewöhnlichen Settings, in das Hauptdarstellerin Mirjami Kuosmanen perfekt hineinpasst — zusammen mit dem Regisseur Erik Blomberg schrieb sie auch das Drehbuch, das sich bei der finnischen und samischen Mythologie bediente. Die fantastischen Landschaftsaufnahmen einer ewigen Schneewelt, die ungewöhnliche musikalische Untermalung durch Komponist Einar Englund mit einlullenden finnischen Liedern und nicht zuletzt einige wirkungsvoll inszenierte Horror-Momente machen diesen Film zu einem äusserst atmosphärischen Erlebnis und einem der sehenswertesten Genre-Filme aus dem hohen Norden.




Die feuerrote Taube
Originaltitel: Tulipunainen kyyhkynen  /  Den eldröda duvan
Produktion: Finnland, 1961 
(Schwarzweiss)
Suomen Filmiteollisuus (SF)
Regie: Matti Kassila.
Cast: Tauno Palo, Gunvor Sandkvist, Helen Elde, Matti Oravisto, Risto Mäkelä, Uuno Montonen, Anton Soini, Arttu Suuntala, Pertti Palo, Liana Kaarina, Martta Kinnunen, Tauno Söder, Paavo Hukkinen, Eila Pehkonen.

80 Minuten (PAL)
Der alternde Arzt Dr. Olavi Aitamaa verbringt die Sommerferien zusammen mit seiner Frau Helena und den gemeinsamen Kindern in seinem idyllisch an einem Seeufer gelegenen Ferienhaus. Da fällt ihm ein an seine Frau adressierter Brief in die Hände. Er kann der Versuchung nicht widerstehen und liest die Zeilen, wodurch ihm klar wird, dass Helena einen Liebhaber hat.  Der schlägt ihr einen Treffpunkt in Helsinki vor. Olavi gibt seiner Frau den wieder verschlossenen Brief. In der finnischen Hauptstadt angekommen, folgt er ihr und beobachtet, wie sie sich mit dem Unbekannten in einem Sportstadion trifft. Dann begegnet Olavi einer mysteriösen Frau mit roten Haaren, die er nach seiner Jugendliebe "Ritva" nennt. Nach einem denkwürdigen Abend mit "Ritva" kehrt er zum Stadion zurück, wo er Helena ermordet vorfindet. Und schon ist er der Hauptverdächtige.
"Tulipunainen kyyhkynen" oder "Die feuerrote Taube" (Kinotitel 1961 in der BRD und 1964 in der DDR) ist ein finnischer Mystery-/Horror-Thriller mit allen Zutaten eines klassischen "Film Noir" und surrealen Elementen. In den Film waren etliche grosse Namen der damaligen (1961) finnischen Filmindustrie involviert, so genossen Regisseur Matti Kassila und Drehbuchautor Juha Nevalainen einen guten Ruf. Für den in Finnland bekannten Schauspieler Tauno Palo (1908-1982) war die Rolle des Dr. Aitamaa der letzte Auftritt in einem Kinofilm, er war danach jedoch noch in diversen TV-Produktionen zu sehen. Stimmen aus Finnland lobten die gewitzten Dialoge, die deutsche Kritik sah in dem durchweg spannend inszenierten Film ihrerzeit einen "routiniert gemachten Reisser mit überraschender Pointe" — dies eine Anspielung auf das (aufgesetzt wirkende) Überraschungs-Ende. Wer einen (raren) finnischen Filmklassiker auf den Spuren von Alfred Hitchcock sehen möchte, wird hier gut bedient. Die deutsche Fassung des Films wurde allerdings offenbar schon sehr lange nicht mehr gezeigt.





Der Killer von Stockholm
Originaltitel: Nattmara
Produktion: Schweden, 1965 
(Schwarzweiss)
Svensk Filmindustri (SF)
Regie: Arne Mattsson.
Cast: Ulla Jacobsson, Gunnar Hellström, Sven Lindberg, Mimi Pollak, Mona Malm, Tord Peterson, Ingrid Backlin, Christina Carlwind, Rune Halvarsson, Marianne Karlbeck, Sten Ardenstam, Birger Lensander.
94 Minuten (PAL)
May Berg, die junge (Mit-)Besitzerin eines florierenden Modegeschäfts in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, wird von einem Killer bedroht. Zuerst fällt diesem Anna Söderblom zum Opfer — versehentlich, wie sich herausstellt, weil sie dasselbe Auto fährt wie May. Die Hinweise verdichten sich, dass Mays Mann Per scharf ist auf die Boutique und gezielt darauf hinarbeitet, May und seine eigene Tante in den Wahnsinn zu treiben. Tatsächlich steckt er mit dem Killer unter einer Decke.
Wenig bekannter schwedischer Horror-Thriller frei nach dem mehrfach verfilmten Theaterstück "Gaslicht" (1938) des englischen Schriftstellers Patrick Hamilton (andere Verfilmungen: "Gaslicht"/"Gaslight" von Thorold Dickinson, England 1940, sowie "Das Haus der Lady Alquist"/"Gaslight", USA 1944, von George Cukor; dazu diverse TV-Adaptionen vornehmlich in England und Deutschland). Handwerklich solide inszeniert (mit einer grandiosen Mordszene gleich zu Beginn) von Regisseur Arne Mattsson (1919-1995), der eine gewisse Expertise in "Whodunit"-Mysterien aufwies ("Die Verkommenen"/"Morianerna", 1965; "Woman of Darkness"/"Yngsjömordet", 1966; "Schlafwagenmörder"/"Mördaren — En helt vanlig person", 1967) und seine weltbekannte Hauptdarstellerin Ulla Jacobsson (1929-1982) gekonnt dirigierte, allerdings hätte der teilweise etwas langatmige Film von einer Straffung profitieren können. In Anbetracht seiner Ähnlichkeit mit italienischen "Gialli" dieser Entstehungszeit ist es kein Zufall, dass die bislang (2015) weltweit einzige DVD-Veröffentlichung des Films in Italien (unter dem Titel "La spirale del terrore") stattfand.



Fear Has 1000 Eyes
Originaltitel: Skräcken har 1000 ögon
Produktion: Schweden, 1970 
(Farbe)
Swedish Film Production (SFP)
Regie: Torgny Wickman.
Cast: Solveig Andersson, Anita Sanders, Hans Wahlgren, Barbro Hiort af Ornäs, Willy Peters, Gösta Prüzelius, Suzanne Hovinder, Karin Miller, Maud Hyttenberg, Bertil Norström, Per-Axel Arosenius.
76 Minuten (PAL)
Der junge Priester Sven und seine schwangere, von psychischen Problemen belastete Frau Anna kommen nach längerer Abwesenheit zurück nach Hause, auf eine Priesterfarm im Norden Schwedens. Ihr Hausmädchen Hedvig hat sich während ihrer Abwesenheit verändert — sie wandte sich der Schwarzen Magie und Hexerei zu und fertigt Woodoo-Puppen von Leuten, die sie umzubringen beabsichtigt. Nächtens schleicht sie sich, als Anna verkleidet, in Svens Schlafzimmer, um ihn zu verführen. Schliesslich setzt sie die Farm in Brand. 
Dieser hochgradig obskure und hyper-rare (der Film erfuhr ausserhalb Schwedens geringe bis gar keine Distribution) Streifen gilt als erster "erotischer" Horrorfilm Schwedens, eine Mischung, die einschlug, wie schon kurz darauf folgende Filme wie José Ramón Larraz' "Deviation" (1971), Joseph W. Sarnos "Der Fluch der Schwarzen Schwestern" (1973) oder Bo Arne Vibenius' "Thriller — Ein unbarmherziger Film" (1974) belegten. Produziert wurde "Skräcken har 1000 ögon", der dem "Exploitation"-Kino Schwedens somit neue Facetten hinzufügte, 1970 vom grossen schwedischen Filmproduzenten Inge Ivarson, auf dem Regiestuhl sass der vor allem für seine erfolgreichen Erotikfilme bekannte Torgny Wickman. Zusammen schrieben sie auch das Drehbuch. Hedvig wird von Solveig Andersson gespielt, die auch im bereits genannten "Thriller", einem der berüchtigtsten "Exploitation"-Filme Skandinaviens, mit von der Partie war. Anita Sanders (Anna) war ansonsten vor allem in italienischen Filmen zu sehen. Der Film hat einen schlechten Ruf in seiner Heimat und wird bestenfalls als skurrile Absonderlichkeit angesehen — er ist tatsächlich keineswegs besonders schlecht, hat im Gegenteil einige durchaus raffinierte Szenen auf Lager. Von echtem Hochspannungskino ist er allerdings meilenweit entfernt.



Flash-Light
Originaltitel: Whirlpool
Produktion: Dänemark/England, 1970 
(Farbe)
Athena Film A/S/E. J. Fancey
Regie: José Ramón Larraz.
Cast: Karl Lanchbury, Vivian Neves, Pia Andersson, Johanna Hegger, Andrew Grant, Edwin Brown, Ernest C. Jennings, Larry Dann, Alan Charles, Barry Craine, John Davenport, Sibyla Grey, Lisbet Lundquist.
90 Minuten (NTSC)
Tulia, ein junges und naives Fotomodel aus London, fährt mit einer älteren Frau namens Sara, die sie bei der Arbeit kennenlernt und die selbst ehemals ein Model war, zu Saras abgelegenem Anwesen auf dem Land, idyllisch gelegen nahe einem Wald mit einem grossen Teich. Sie liess sich dabei vom Versprechen ködern, dass Saras "Neffe" Theo (tatsächlich ein Waise, den Sara bei sich aufnahm), ein junger und talentierter, allerdings auch exzentrischer Fotograf, die besten Aufnahmen von ihr machen könne. Sie erfährt zudem von einer jungen Irin namens Rhonda, die das letzte Model war, welches die beiden besuchte und die nun von der Polizei gesucht wird, da sie spurlos verschwunden ist. Im Landhaus wird Tulia schon bald mit Alkohol abgefüllt und in die perversen Sex-Spielchen von Sara und Theo hineingezogen. Die Anzeichen verdichten sich, dass vor allem Theo nicht alle Tassen im Schrank hat. In seiner Dunkelkammer findet sie schliesslich Fotos, welche die Vergewaltigung und Ermordung Rhondas zeigen.
Dieser für eine dänische Produktionsgesellschaft (Athena Film A/S, Kopenhagen) gedrehte "Sleaze"-Mini-"Klassiker" war vermutlich das Spielfilm-Debüt des bizarren spanischen Regisseurs und ehemaligen Comic-Autors José Ramón Larraz (1929-2013), dessen Filme von Kritikern ihrerzeit mehrheitlich in die Schund- und Schmuddel-Ecke gedrängt wurden. Vermutlich wich Larraz tatsächlich auf Skandinavien aus, um seine freizügigen, durch und durch den Zeitgeist der 1968er atmenden Frühwerke "Flash-Light" (Titel der gekürzten deutschen Kinofassung; übersetzt: "Blitzlicht") sowie den kurz darauf in Schweden und England entstandenen, sehr ähnlichen "Deviation" (1971) zu realisieren, da die Filmzensur in seiner Heimat Spanien zu der Zeit niemals Filme mit ausgedehnten Sex-Szenen zugelassen hätte (auch in England soll der Film um drei längere Szenen gekürzt worden sein). Erst nach dem Ende des Franco-Regimes (1975) begann Larraz damit, in Spanien Filme zu drehen, wobei dort unter anderem sein berüchtigter "Sexual Rituals of the Devil" ("Black Candles"; "Los ritos sexuales del diablo", 1980) entstand. Exzellent ist der Soundtrack des italienischen Komponisten Stelvio Cipriani, der jedoch zu wenig zur Geltung kommt. "Whirlpool" (womit vermutlich der grosse Teich im Wald mit seinem dunklen Geheimnis gemeint ist) ist ein extrem rarer Film, der weltweit keine offizielle Veröffentlichung auf Video oder DVD sah und von dem bis heute (März 2015) nur Kopien ("Bootlegs") von derart mangelhafter Qualität im Umlauf sind, dass ein abschliessendes Fazit zu diesem Werk leider kaum möglich ist.



Das Haus der verlorenen Mädchen
Originaltitel: Dværgen  /  The Dwarf  /  The Sinful Dwarf
Produktion: Dänemark/USA/England, 1973 
(Farbe)
Scandica Film/Box Office International Pictures
Regie: Vidal Raski.
Cast: Torben Bille, Anne Sparrow, Tony Eades, Clara Keller, Werner Hedman, Gerda Madsen, Jeanette Marsden, Lisbeth Olsen, Jane Cutter, Dale Robinson, Ben Haley, Ted Neumann, Peter Gaumont.
92 Minuten (PAL/ungekürzte Fassung)
Ein junges Touristenpaar, Peter und Mary, gerät in England in eine heruntergekommene Absteige, wo der kleinwüchsige Sohn der Eigentümerin eine Sammlung von Sexsklavinnen in einem versteckten Raum im Dachboden hält. Nebst dem Eigenbedarf dienen diese einem erlesenen Kundenkreis als "Spielzeug". Das nächste Ziel ist damit auch schon auserkoren. Als Peter nichtsahnend zu ihrem gemeinsamen Zimmer zurückkehrt, ist Mary verschwunden.
Der kleinwüchsige frühere Zirkusdarsteller und spätere Schauspieler Torben Bille (1945-1993) als "The Dwarf" ("Dværgen") gab eine beängstigend "sleazige" Vorstellung in diesem dänischen "Grindhouse"-Schlockfest eines ansonsten nicht auf 
der Film-Karte verzeichneten Regisseurs (Vidal Raski). In den USA wurde der Film in entschärfter Version vom legendären Schund- und Skandalfilm-Produzenten Harry M. Novak vertrieben. Neben dieser internationalen Version gab es auch eine dänische "Hardcore"-Fassung, die lange Zeit als verschollen galt, mittlerweile jedoch wieder ausgegraben worden ist. Ab dem 7. März 1975 fand der Streifen in einer gekürzten und seinem Abiente entsprechend synchronisierten Fassung auch Eingang in einige Lichtspielhäuser im deutschen Sprachraum.





Terror of Frankenstein
Originaltitel: Víctor Frankenstein
Produktion: Schweden/Irland, 1977 
(Farbe)
Aspekt Telefilm-Produktion GmbH/National Film Society of Ireland
Regie: Calvin Floyd.
Cast: Leon Vitali, Per Oscarsson, Nicholas Clay, Stacy Dorning, Jan Ohlsson, Olof Bergström, Mathias Henrikson, Per-Axel Arosenius, Harry Brogan, David Byrne, Tor Isedal, Jacinta Martín, Archie O'Sullivan.
91 Minuten (NTSC)
Der Wissenschaftler Victor Frankenstein erreicht nahe dem Nordpol mit letzter Kraft ein vom Eis eingeschlossenes Schiff, dessen Zukunft höchst ungewiss ist. Wie es dazu kam? Er erzählt dem Kapitän seine Geschichte — wie er aufwuchs in Genf und zum Studium nach Ingolstadt umzog, wo er aus Leichenteilen einen künstlichen Menschen erschuf und zum Leben erweckte — durch einen Blitzschlag. Doch er hatte seine Rolle dabei nicht zu Ende gedacht. Der künstliche Mensch war ein hässliches Wesen, das allenthalben auf Ablehnung und Hass stiess. Frankenstein stahl sich aus der Verantwortung und wollte nichts mehr mit seiner Schöpfung zu tun haben. Doch die Kreatur folgte ihm, tötete seinen kleinen Bruder. Als Frankenstein sich weigerte, dem Geschöpf eine Frau zur Seite zu stellen, mussten auch sein bester Freund und seine frisch angetraute Braut Elizabeth sterben. Frankenstein schwor Rache und wollte die Kreatur bis ans "Ende der Welt" verfolgen — den Nordpol.
Ein schwedischer "Frankenstein"-Film? Ein schwedisch-irischer "Frankenstein"-Film gar? Das gibt es. Dies war einer von zwei Horrorfilmen, die der in Stockholm geborene Filmemacher Calvin Floyd in den späten 1970er Jahren als schwedisch-irische Co-Produktionen in englischer Sprache und vornehmlich mit schwedischen und irischen Schauspielern drehte. "Terror of Frankenstein", so der (viel) zu reisserische amerikanische Titel dieses eher ruhigen, nie in deutsch gezeigten Films, ist dabei deutlich besser, als es sein obskurer Status suggeriert. Er hält sich zudem näher an die literarische Vorlage von Mary Wollstonecraft Shelley, als es die meisten anderen Verfilmungen des berühmten Stoffs tun. Der Film kommt weitgehend ohne spektakuläre Spezialeffekte aus, etwas Blut ist zu sehen, doch wird damit zu keiner Zeit übertrieben, dafür gibt es einiges an ästhetisch gefilmten Landschaftsaufnahmen zu bewundern. Als Frankensteins Kreatur (nur dezent geschminkt) ist mit Per Oscarsson ("The Sleep of Death", 1979; "Ronja, die Räubertochter", 1984; "Midsummer", 2003) einer der bekanntesten Schauspieler Skandinaviens zu sehen.




The Sleep of Death
Originaltitel: Ondskans värdshus  /  The Sleep of Death
Produktion: Schweden/Irland, 1979/1981 
(Farbe)
The Dragon co/Aspekt Telefilm-Produktion GmbH/National Film Studios of Ireland
Regie: Calvin Floyd.
Cast: Per Oscarsson, Patrick Magee, Marilù Tolo, Brendan Price, Niall Toibin, Curd Jürgens, Kay Maclaren, Barry Cassins, Christopher Casson, John Molloy, Ray McAnally, Archie O'Sullivan, Bill Foley.
86 Minuten (NTSC)
1815: Nach dem Tod seines Vaters reist der junge englische Adelige Robert Terrence nach Frankreich, wo er in einer Raststätte dem Charme der geheimnisvollen Elga, der Gräfin von St. Alyre, verfällt. Während er ihren Spuren folgt, macht er die Bekanntschaft des Marquis D'Armanville, der behauptet, ein guter Freund seines Vaters gewesen zu sein. Erst als es fast zu spät ist, dämmert es Robert, was mit den St. Alyres nicht stimmt.
Ein gothischer Gruselfilm von einem sehr ungewöhnlichen Produktionsländer-Gespann nach der Geschichte Das Zimmer im "Fliegenden Drachen" des irischen Schriftstellers J. Sheridan LeFanu ("Carmilla") und inszeniert vom schwedischen Regisseur Calvin Floyd ("Terror of Frankenstein", 1977; siehe separaten Eintrag). Ästhetisch gefilmt mit schönen Kostümen (dafür ging wohl ein Grossteil des Budgets drauf), stimmigen Kulissen und schönen Mädchen, aber etwas steril und dramaturgisch unbeholfen inszeniert. Fast mehr Kostüm- als Horrorfilm, ist "The Sleep of Death" leider eine sehr obskure Produktion, die bis heute nur auf alten VHS-Videokassetten zu finden ist.




The Visitors — Besucher im Haus
Originaltitel: Besökarna
Produktion: Schweden/USA, 1987 
(Farbe)
MVM Entertainment/Film 87 88 Besökarna KB
Regie: Joakim Ersgård.
Cast: Kjell Bergqvist, Lena Endre, Johannes Brost, Joanna Berglund, Jonas Olsson, Patrik Ersgård, Bernt Lundquist, Lena Lindblom, P. G. Hylén, Mats Lundberg, Leif Grönvall.
98 Minuten (PAL/internationale Fassung)
Eine junge Familie, Frank und Sara Eriksson und ihre beiden kleinen Kinder, zieht von New York zurück nach Schweden. In einem abgelegenen Landhaus wollen sie sich für die Zukunft einrichten, Frank hat einen lukrativen Werbevertrag in Aussicht. Doch in dem Haus scheint es nicht mit rechten Dingen zuzugehen: Im Kinderzimmer kommt wiederholt und ohne erklärbaren Grund die Tapete von der Wand; Frank sieht von draussen eine geisterhafte Gestalt im Fenster des Dachbodens stehen. Die nassen Fussabdrücke der Gestalt sind indes verschwunden, als er sie Sara zeigen will, die ihn für verrückt erklärt. Frank konsultiert daraufhin den Geisterforscher Allan, um den Vorkommnissen auf die Spur zu gehen. Welches Geheimnis verbirgt sich im abgeschlossenen Raum des Dachbodens?
Der schwedische Film "Besökarna", zu deutsch "The Visitors — Besucher im Haus", war die erste Regie-Arbeit von Joakim Ersgård, der danach unter dem Namen Jack Ersgard in Hollywood weiterwirkte, wo er unter anderem für den Produzenten Charles Band eher zweifelhafte Filme wie "Mandroid" (1993) oder "Invisible — Die unheimliche Macht" (1994) inszenierte. Das ist schade, denn "The Visitors", quasi eine schwedische Version von Stuart Rosenbergs "Amityville Horror" (1979) oder Tobe Hoopers "Poltergeist" (1982), war trotz etwas dick aufgetragenem Familien-Drama und gelegentlich leicht nervigen Akteuren ein Klasse-Spukhaus-Film, spannend und unheimlich. Einer der besten modernen Horrorfilme aus Schweden (wobei schwedische Genre-Produktionen ja eher dünn gesät sind). Die deutschen Versionen des Films (und mit ihr alle auf der internationalen, englischsprachigen Fassung "The Visitors" basierenden Fassungen) sind gegenüber der schwedischen Originalversion in einigen Dialogsequenzen gekürzt (Vater albert noch mit den Kindern und seiner Frau herum, während er Tapete aufzieht; Kind will im Kaufhaus ein Spielzeugauto).




Muttertag II — Die Söhne sind zurück
Originaltitel: Kuutamosonaatti
Produktion: Finnland, 1988 
(Farbe)
Filminor Oy
Regie: Olli Soinio.
Cast: Tiina Björkman, Kari Sorvali, Ville-Veikko Salminen, Kim Gunell, Mikko Kivinen, Soli Labbart, Risto Salmi, Toivo Tuomainen, Esa Anttila, Masaaki Hashimoto, Juuso Ruohomäki.
81 Minuten (PAL)

Auf den Rat ihres Managers hin nimmt sich das Model Anni Stark im Norden Finnlands eine Auszeit von ihrem anstrengenden Job. In einer abgelegenen Hütte in Lappland will sie zusammen mit Hund Eppa ausspannen, doch hat sie die Rechnung ohne die seltsamen Nachbarn gemacht — ganz in der Nähe nämlich wohnt die alte Äite Kyyrölä zusammen mit ihren beiden zurückgebliebenen Söhnen, dem sadistischen Arvo und dem hünenhaften Riesen Sulo — quasi der Prototyp der finnischen "Hinterwäldler"-Familie. Arvo beginnt schon bald damit, Anni zu beobachten und zu belästigen. In der Abgeschiedenheit auf sich allein gestellt, hilft ihr nur ihr Freund Johannes. 

Regisseur Olli Soinio drehte diesen raren Vertreter eines finnischen "Backwoods"-Horrorfilms auf den Spuren von Tobe Hoopers "Blutgericht in Texas" ("The Texas Chain Saw Massacre", 1974) mit einem Augenzwinkern und einer Prise schwarzen Humors und spielt dabei nicht ungekonnt mit den in Finnland gängigen Klischees von Stadt- und Landbewohnern. Auf blutige Szenen verzichtet er dabei weitgehend (mit einer Ausnahme). Der deutsche Video-Verleih erachtete es seinerzeit offenbar für notwendig (oder eher: kassenträchtig), diesen obskuren finnischen Import mit dem Originaltitel "Kuutamosonaatti" ("The Moonlight Sonata") als eine "Fortsetzung" des berüchtigten amerikanischen Horrorfilms "Muttertag" ("Mother's Day", 1980) von Charles Kaufman zu vermarkten, mit dem er ausser einigen Handlungsparallelen natürlich genau gar nichts zu tun hat. 1991 drehte Soinio in Finnland sogar noch eine (dannzumal vollends komödiantische) Fortsetzung von diesem Film, die den deutschen Sprachraum als "Army of Zombies — Ein dreckiger Haufen" (siehe separaten Eintrag) erreichte. Für Fans von obskuren Horrorfilmen mit Exoten-Bonus, Schneelandschaften und Hinterwäldlern, die gerne nachts den Mond anheulen (siehe Originaltitel).



Army of Zombies — Ein dreckiger Haufen
Originaltitel: Kuutamosonaatti II: Kadunlakaisijat
Produktion: Finnland, 1991 
(Farbe)
Filminor Oy
Regie: Olli Soinio.
Cast: Kari Sorvali, Soli Labbart, Mikko Kivinen, Erkki Pajala, Matti Tuominen, Kata Kärkkäinen (Katariina Souri), Keijo Komppa, Mikko Nousiainen, Vesa Vierikko, Sari Havas, Matti Pellonpää, Leena Rapola, Veli Tuomas-Kettunen.
81 Minuten (PAL)

Sulo, der geistig schwer zurückgebliebene letzte Überlebende der berüchtigten finnischen Hinterwäldler-Familie Kyyrölä, macht sich daran, seine im Keller des Kyyrölä-Hauses verstorbene Mutter und seinen auf einem Traktor verbrannten, dauernotgeilen Bruder Arvo von den Toten zurückzuholen. Frisch wiederbelebt, zieht man auch den ertrunkenen Vater aus dem Sumpf. Arvo zieht in die "feindliche" Grossstadt, wo er Arbeit finden will, derweil Mama Äiti und Sulo die Sozialamts-Behörden im Sumpf versenken. Nachdem sie einen Brief von Arvo erhalten, wollen sie ihn suchen gehen. Vater Isä holt derweil seine untoten Kameraden, allesamt sozialistische Rotgardisten aus dem finnischen Bürgerkrieg von 1918, aus dem Sumpf. Zu neuem Leben erweckt, marschiert die "Armee der Zombies", ganze sechs Mann stark (im Film ist von acht die Rede, mehr als sechs sind indes nie zu sehen), gen Helsinki, wo die Kyyröläs zwischenzeitlich unter anderem zwei depperte Polizisten und eine live am TV übertragene Schönheitswahl aufmischen.
1988 drehte der finnische Regisseur Olli Soinio den "Backwoods"-Horrorstreifen "Kuutamosonaatti" ("The Moonlight Sonata") über die Untaten der Kyyrölä-Familie, der im deutschen Sprachraum unverschämterweise als Fortsetzung des berüchtigten Horrorfilms "Muttertag" ("Mother's Day", USA 1980) von Charles Kaufman ausgegeben und unter dem Titel "Muttertag II — Die Söhne sind zurück" für den Videotheken-Verleih veröffentlicht wurde. Überflüssig zu erwähnen, dass die beiden Filme ausser der zugrundeliegenden Thematik aber auch wirklich gar nichts miteinander zu tun haben. Jedenfalls hat man es bei "Army of Zombies" mit der obskuren finnischen Fortsetzung des obskuren Erstlings "Muttertag II" zu tun, und was Regisseur Soinio und seine Crew sich mit dieser über weite Strecken von debilem Slapstick-Humor durchzogenen Horror-Persiflage dachten, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Zwar ist dies zweifellos eine professionelle Produktion und zeigt das erste Filmdrittel mit seinen Aussenaufnahmen und Beleuchtungen, dass hier durchaus talentierte Leute am Werk waren, doch das allgemeine Niveau des Drehbuchs (ebenfalls von Soinio geschrieben) passt sich schneller der sumpfigen Umgebung des Kyyrölä-Hauses an, als einem lieb sein kann, und ist bestenfalls (böse Mutmassung) durch erheblichen Koskenkorva-Einfluss erklärbar. Wer Blut sehen will, sitzt hier zudem definitiv im falschen Film.



The Kingdom — Hospital der Geister
Originaltitel: Riget  /  Riket  /  Geister  /  L'hôpital et ses fantômes
Produktion: Dänemark/Schweden/Deutschland/Frankreich/Holland, 1993-1994 
(Farbe)
Nordisk Film- & TV-Fond/Danmarks Radio (DR)/Zentropa Entertainments/Det Danske Filminstitut/Sveriges Television (SVT) (Malmö)/TV Collaboration Fund/Westdeutscher Rundfunk (WDR)/Arte/Coproduction Office/Media Programme of the European Community (Programme MEDIA de la Communauté Européenne)/Nederlandse Omroepstichting (NOS)/Greco
Regie: Lars von Trier & Morten Arnfred.
Cast: Ernst-Hugo Järegård, Kirsten Rolffes, Holger Juul Hansen, Søren Pilmark, Ghita Nørby, Jens Okking, Otto Brandenburg, Annevig Schelde Ebbe, Vita Jensen, Udo Kier, Laura Christensen, Ole Boisen, Peter Mygind.
278 Minuten (PAL)/63 Minuten (PAL/Teil 1)/67 Minuten (PAL/Teil 2)/70 Minuten (PAL/Teil 3)/77 Minuten (PAL/Teil 4)
Schauplatz: Das königliche Reichskrankenhaus in Kopenhagen, Dänemark, genannt "das Königreich" ("Riget"). Der schwedische Arzt (und ausgewiesene Dänen-Feind) Stig Helmer, eben erst aus der Heimat zum Krankenhaus-Team gestossen und neues Mitglied der elitären "Loge", einem Geheimverbund, dem alle Spitzen-Ärzte angehören, versucht einen Fehler zu vertuschen, den er bei der Operation an einem jungen Mädchen namens Mona Jensen beging. Dazu muss er unbedingt an ihre Krankenakte herankommen. Zur gleichen Zeit lässt sich Sigrid Drusse, notorische Vortäuscherin imaginärer Beschwerden (und eine von Helmers "Erzfeindinnen"), zum 25. Mal einliefern — doch diesmal sucht sie nach dem Geist eines kleinen Mädchens, dessen Stimme sie im Fahrstuhl hörte. Im "Königreich" spukt es nämlich! Noch ahnen die weiteren Professoren, Ärzte und Studenten nichts davon und gehen ihrem Tagesgeschäft nach, wenn sie nicht gerade mit- und gegeneinander intrigieren. Der junge Arzt Jørgen "Kroge" Krøgshoj möchte Kollegin Judith an die Wäsche und erpresst den Studenten Morten "Mogge" Moesgaard, der sich einen zweifelhaften Scherz mit dem abgetrennten Kopf einer Sezier-Leiche erlaubt hatte, derweil Dr. Palle Bondo zu Forschungszwecken verzweifelt hinter dem Lebertumor eines sterbenden Patienten her ist. Chefarzt Einar Moesgaard hat alle Hände voll zu tun. Stumme Zeugin der bizarren Vorgänge ist das Geistermädchen Mary Krüger, das 1919 von ihrem eigenen Vater, Aage Krüger, ermordet wurde.
Dem preisgekrönten dänischen Regisseur Lars von Trier gelang 1994 mit diesem TV-Film in vier Teilen (bzw. einer TV-Mini-Serie) ein durchschlagender Erfolg, der weit über Skandinavien (und Europa) hinaus Bekanntheit erlangte und allenthalben gut ankam. Zwar ist das 278-Minuten-Werk, am Stück genossen, bisweilen doch etwas langatmig (und lässt die Bildqualität des mit zahlreichen Filtern nachbearbeiteten Films Fragen offen), doch der teils bissige Humor und die vielen skurrilen Ideen sorgen für viele vergnügliche Momente. Vor allem die Auftritte des schwedischen Theater-Veteranen Ernst-Hugo Järegård (1928-1998), die mit dem bekannten inner-skandinavischen Klischee der dänisch-schwedischen Hassliebe spielen, gehören zu den Höhepunkten. Einen Auftritt hat auch die deutsche Schauspieler-Legende Udo Kier. Neben der kompletten vierteiligen Original-Version ("Der unheilige Gastgeber"/"Den hvide flok", "Dein Königreich komme"/"Alliancen kalder", "Ein fremder Körper"/"Et fremmed legeme" und "Der lebende Tote"/"De levende døde") gibt es auch eine umgeschnittene, leicht gekürzte Fassung mit fünf Folgen ("Die höllischen Heerscharen", "Dein Reich komme", "Horcht und ihr werdet hören", "Ein fremder Körper" und "Der lebende Tote"), die sowohl im Kino als auch im Fernsehen gezeigt wurde. 1997 inszenierte Lars von Trier die Fortsetzung "The Kingdom — Hospital der Geister II", 2004 adaptierte kein Geringerer als Stephen King die Geschichte für ein US-Remake ("Stephen King's Kingdom Hospital").



Insel der Finsternis
Originaltitel: Mørkets øy
Produktion: Norwegen/Dänemark, 1997 
(Farbe)
Northern Lights AS/Norsk Filminstitutt/Nordisk Film- & TV-Fond/TV 2/Canal+/TV4/Warner Home Video/Balboa Enterprise ApS/Danske Filminstitut
Regie: Trygve Allister Diesen.
Cast: Sofie Gråbøl, Paul-Ottar Haga, Sina Langfeldt, Terje Strømdahl, Martin Slaatto, Juni Dahr, Ole Geir Feste, Heidi Goldman, Elisabeth Isaachsen, Lars Funderud Johannessen.
80 Minuten (PAL)

Die junge dänische Lehrerin Julie verliert ihre Anstellung in Kopenhagen, als sie ein unflätiges Kind ohrfeigt. Sie nimmt daraufhin eine neue Stelle als Primarschullehrerin auf einer abgelegenen Insel im Süden Norwegens an. Die Leute auf der Insel benehmen sich ausserordentlich seltsam; Julie erfährt zudem von zwei Mädchen aus ihrer Klasse, die Selbstmord begangen haben sollen, indem sie von einer Klippe sprangen. Julie freundet sich mit dem Pfarrer Roald und der Aussenseiterin Solveig aus ihrer Klasse an. Beide haben unterschiedliche, dunkle Geheimnisse. Zu spät dämmert es Julie, dass sie in eine Kommune religiöser Fanatiker geraten ist.
"The Wicker Man" (England 1973) trifft auf "Summerfield" (Australien 1977) — so könnte man diesen norwegischen Psycho-/Horror-Thriller des Regiedebütanten Trygve Allister Diesen umschreiben, dessen Motive des öfteren an die beiden genannten Filme erinnern. Abgesehen von seiner bisweilen aufdringlichen Verliebtheit in Close-Up-Einstellungen leistet Diesen ganze Arbeit und bringt die schön fotografierten Landschaften des hohen Nordens um die Insel Hidra und die Stadt Flekkefjord mit einem Gespür für Thrill und Spannung auf die Leinwand. Hauptdarstellerin Sofie Gråbøl "kämpfte" sich 1994 bereits durch Regisseur Ole Bornedals dänischen Hit-Horror-Thriller "Nightwatch — Nachtwache" ("Nattevagten"). "Insel der Dunkelheit" (deutscher Alternativtitel) bzw. "Insel der Finsternis" ist ein dunkler Kino-Thriller nach dem Vorbild skandinavischer Literatur und zudem eine deutliche Anklage (von denen es nie genug geben kann) gegen den Irrsinn religiöser Fundamentalisten.



The Kingdom — Hospital der Geister II
Originaltitel: Riget II  /  Riket II  /  Geister II  /  L'hôpital et ses fantômes II  /  Il regno II
Produktion: 
Dänemark/Schweden/Norwegen/Deutschland/Frankreich/Holland/Italien, 1997 (Farbe)
Nordisk Film- & TV-Fond/Danmarks Radio (DR)/Zentropa Entertainments/Det Danske Filminstitut/Sveriges Television (SVT) (Malmö)/TV Collaboration Fund/Norsk Rikskringkasting (NRK)/Westdeutscher Rundfunk (WDR)/Arte/La Sept-Arte/Liberator Productions/Coproduction Office/Media Programme of the European Community (Programme MEDIA de la Communauté Européenne)/Nederlandse Omroepstichting (NOS)/Greco/RAI Radiotelevisione Italiana
Regie: Lars von Trier & Morten Arnfred.
Cast: Ernst-Hugo Järegård, Peter Mygind, Kirsten Rolffes, Holger Juul Hansen, Søren Pilmark, Ghita Nørby, Jens Okking, Ole Boisen, Otto Brandenburg, Birthe Neumann, Henning Jensen, Udo Kier, Laura Christensen.
299 Minuten (PAL)/63 Minuten (PAL/Teil 1)/78 Minuten (PAL/Teil 2)/76 Minuten (PAL/Teil 3)/82 Minuten (PAL/Teil 4)
Im königlichen Reichskrankenhaus in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen, auch "das Königreich" ("Riget") genannt, geht es weiter drunter und drüber: Sigrid Drusse, kaum entlassene Dauerpatientin mit fragwürdigen Beschwerden, wird von einer Ambulanz über den Haufen gefahren und schwebt diesmal wirklich in Lebensgefahr — während der darauffolgenden Operation erlebt sie eine Nahtoderfahrung, wird jedoch von den Geistern des Krankenhauses, insbesondere Mary Krüger, wieder unter die Lebenden geschickt, da "ihr wichtigster Auftrag noch komme". Der schwedische Arzt und notorische Dänen-Hasser Stig Helmer versetzt seinen Kollegen Jørgen "Kroge" Krøgshoj mittels Zombie-Gift aus Haiti in einen scheintoten Zustand und jagt fortan vergeblich dessen "Leiche" hinterher, um ihr ein Gegengift zu verabreichen. Ein Phantom-Krankenwagen auf der falschen Fahrspur hält allnächtlich die Belegschaft in Atem und die "Loge", der Geheimverbund führender Ärzte, muss sich gegen eine externe Bedrohung in der Gestalt eines Inspektors wehren. Medizinstudent Morten "Mogge" Moesgaard versucht Helmer Honig um den Bart zu schmieren, weil er fürchtet, durch eine Prüfung zu rasseln, derweil sein Vater, Chefarzt Einar Moesgaard, eine Identitätskrise erleidet und sich im Keller in psychiatrische Behandlung begibt. Judith Petersen fürchtet um das Leben ihres Kindes, einer viel zu schnell wachsenden Monstrosität, deren Vater der Mörder Aage Krüger ist, der nun als Dämon durch die Gänge des "Königreichs" schleicht.
In "Riget II" erzählt der dänische Filmemacher Lars von Trier in vier weiteren Episoden, den Teilen 5 bis 8 der TV-Mini-Serie, nahtlos und mit nahezu identischer Besetzung die Geschichte des ersten Teils weiter. Dementsprechend geht es auch weiterhin skurril und schwarzhumorig zu und her. Wäre der schwedische Hauptdarsteller Ernst-Hugo Järegård (1928-1998) nicht zwischenzeitlich verstorben, so hätte von Trier sogar noch einen dritten Teil seines skandinavischen Geister-Epos aufgetischt. Mit 299 Minuten Laufzeit ist die ungekürzte Fassung noch länger als der erste Teil, wobei ursprünglich weder die deutsche noch die dänische Fassung komplett waren (ein Missstand, der für die DVD-Fassung glücklicherweise behoben wurde). Wie schon beim ersten Film gab es auch hier zwei Schnittfassungen, einmal eine umgearbeitete internationale Version mit sechs Folgen ("Wiederkehr", "Zugvögel", "Gargantua", "Leicht wie Luft, schwer wie Blei", "De Profundis" und "Pandämonium") sowie die ursprüngliche dänische Version mit vier längeren Folgen ("Wiederkehr"/"Mors in tabula", "Zugvögel"/"Træfuglene", "Gargantua" und "Pandämonium"/"Pandæmonium"). Sehenswert für Fans von Arztserien und schwarzem Humor.



Kat — Eine Katze hat neun Leben. Du hast nur eins!
Originaltitel: Kat
Produktion: 
Dänemark, 2001 (Farbe)
Balboa 2 ApS/Det Danske Filminstitut/Zentropa Entertainments
Regie: Martin Schmidt.
Cast: Liv Corfixen, Martin Brygmann, Charlotte Munck, Søren Pilmark, Birgitte Federspiel, Holger Perfort, Grethe Holmer, Søren Christensen, Marie Trolle Larsen, Claus Flygare.
83 Minuten (PAL)
Die junge Rechtsstudentin Maria bewohnt zusammen mit ihrer Freundin Isabella Vestergaard ein Apartment. Über den beiden hausen Isabellas Grosseltern, welche nun Besuch von einer wunderlichen alten Dame namens Gundine erhalten. Während einer missglückten Séance beschwören die Senioren einen Geist, der von Marias Katze Athena Besitz ergreift. Maria ist damit beschäftigt, ihre angeschlagene Beziehung zu retten und eine ungenügende Abschlussarbeit neu zu schreiben, derweil sich in der näheren Umgebung blutige Todesfälle häufen. Der ermittelnde Polizist Peter Hald ortet in Maria eine potentiell Verdächtige. Als sie Athena einschläfern lassen will, weil diese sich seltsam und apathisch verhält, wird der zuständige Tierarzt kurz darauf tot und halb ausgeweidet vorgefunden.
Regisseur Martin Schmidt drehte bereits eine ganze Reihe von Horrorfilmen in Dänemark, darunter "Final Hour" ("Sidste time", 1995) oder "Backstabbed — Spiel der Angst" ("Mørkeleg", 1996). Mit dem in der deutschen Fassung äusserst umständlich betitelten (wer denkt sich sowas aus?) "Kat" zeigt er einen zwar bemühten, doch klischeebehafteten und auf weitgehend ausgetretenen Pfaden wandelnden Geister-/Dämonen-Horror, der zwar hübsch gefilmt ist und einige zackig inszenierte Blutszenen aufweist, doch der zumindest die genre-erprobteren unter den Zuschauern kaum mitreissen dürfte. Trotzdem soll der Autor Steen Langstrup, auf dessen Geschichte von 1995 der Film basiert, die Produktion gelobt haben. Interessant allenfalls dadurch, dass man es mit einem dänischen und nicht mit einem der zig-dutzendfach vorhandenen ähnlich gearteten Filme aus Amerika zu tun hat.


Death Academy — Die Lehre vom Tod
Originaltitel: Death Academy
Produktion: 
Schweden, 2005 (Farbe)
Cruzic Film/Cruzical Film & Media
Regie: Daniel Lehmussaari.
Cast: Sigrid Josefsson, Oden Nilsson, Tomas Kärrstedt, Ulrica Hedén, Mikael Stridsson, Kicki Backebjörk, Jimmy Hansson, Christoffer Hedén, Henrik Järv, Dan Johansson, Lina Johansson, Sara Lärkhagen, Jan Lundmark.
89 Minuten (PAL)
Zehn Jahre nach einer mysteriösen Mordserie an einer schwedischen Schule will die Studentin Elin, Schwester der Freundin von Niklas, dem die Taten seinerzeit angelastet wurden, aufklären, was damals wirklich geschehen ist. Wie es der Zufall will, kommt Niklas gerade zu diesem Zeitpunkt wieder auf freien Fuss, und die von seiner Unschuld überzeugte Elin sowie ihre Freunde brechen mit ihm zusammen in die Schule ein, um im Büro des verdächtigten Schuldirektors entsprechende Beweise zu finden. Dort gelangen sie tatsächlich an einen Ordner mit belastendem Material, doch in den Gängen der Schule treibt neben dem Direktor, der sie in flagranti erwischt, auch noch ein maskierter Killer sein Unwesen, der sich daran macht, die neugierigen Schüler auf blutige Weise ins Jenseits zu befördern.
Amateurhaft inszenierter, verworrener schwedischer "Slasher"-Streifen mit "Scream"-Anwandlungen, einigen "Splatter"-Einlagen, einem grauenhaften Soundtrack und mehrheitlich unattraktiven Darstellern, deren schauspielerisches Unvermögen nur noch von der deutschen Synchronisation (Zitat: "Ich habe den einzigsten (sic) Schlüssel!") unterboten wird. Wer auf die Idee kam, diese für 50'000 SEK (ca. 6'070 US-$) gedrehte "Homemade"-Video-Produktion zu importieren, bleibt ebenso rätselhaft wie die Motive der Killer (davon gibt es in der Tat mehrere) im Film. Regisseur Daniel Lehmussaari drehte seit 1995 in Schweden eine ganze Reihe von (Untergrund-)Horrorfilmen ("Chainsaw Charlie Goes to the Hospital", 1995; "In the Shadow of the Capricorn"/"I vädurens skugga", 2003; "The House of Orphans", 2008; "The Grief", 2009; "Drinking with Dracula"/"En Drink med Dracula", 2010; "Black Death"/"Svart död", 2011; "Children of Evil", 2012; "FASA: The Clown", 2014; "Luna Project", 2015), von denen allerdings keiner den Anschein macht, besonders sehenswert zu sein. Auch bekannt als "Death School" (deutsche DVD-Neuauflage) und "School Night Massacre" (USA).



Cold Prey — Eiskalter Tod
Originaltitel: Fritt vilt
Produktion: Norwegen, 2006 
(Farbe)

Fantefilm/SF Norge A/S/Helgeland Film
Regie: Roar Uthaug.
Cast: Ingrid Bolsø Berdal, Rolf Kristian Larsen, Tomas Alf Larsen, Endre Martin Midtstigen, Viktoria Winge, Rune Melby, Erik Skjeggedal, Tonie Lunde, Hallvard Holmen.
93 Minuten (PAL)
Fünf junge Freunde, darunter Jannicke und ihr Freund Eirik, die Frischverliebten Ingunn und Mikal sowie Morten Tobias fahren für ein erholsames Wochenende zu einem abgelegenen Ort in den norwegischen Bergen. Morten Tobias erleidet beim Snowboarden eine schwere Beinverletzung. Da das Auto zu weit weg ist, schleppt man sich mit letzter Kraft zu einem verlassen aussehenden Berghotel, das man zufällig aus der Distanz erblickt. Nach einer missglückten Liebesnacht bleibt Ingunn verschwunden, und nach und nach dämmert es den Jugendlichen, dass sie nicht alleine sind. Unter ihnen ist ein eiskalter Mörder, der dort als Kind anno 1975 verunglückte. 
Ein solide inszenierter, handwerklich sauberer und gelegentlich recht spannender norwegischer "Slasher"-Anlauf mit einer starken Heldin nach amerikanischer Reissbrett-Formel. "Cold Prey" vermag zwar durch seinen exotischen Schauplatz und allenfalls ansatzweise etwas mehr Tiefgang als das Gros gängiger US-Pendants zu punkten, lässt aber unter dem Strich schmerzlich den Mut vermissen, aus der (freilich einladenden) Klischee-Falle zu entkommen und etwas wirklich Neues zu präsentieren. Trotzdem war "Fritt vilt" (norwegisch für "Freiwild"), der erste Langspielfilm für Regisseur Roar Uthaug ("Magic Silver — Das Geheimnis des magischen Silbers"/"Julenatt i Blåfjell", 2009), der bis anhin bereits einige "Splatter"-Kurzfilme ("The Axe Killer", 1988; "An Evening in the Green"/"En aften i det grønne", 1994) gedreht hatte, erfolgreich genug für zwei Fortsetzungen, namentlich "Cold Prey 2 — Resurrection: Kälter als der Tod" ("Fritt vilt II", 2008) und "Cold Prey III — The Beginning" ("Fritt vilt III", 2010).



Frostbite
Originaltitel: Frostbiten  /  30 dnej do rassveta  (30 дней до рассвета)
Produktion: Schweden/Russland, 2006 (Farbe)
Solid Entertainment/Fido Film AB/Film i Skåne/Filmpool Nord/Moviemakers Nord AB/Cinepost Studios/Cinestar Production AB/Persson-Mothander Film/Svenska Stuntgruppen/Yggdrasil AB/Paramount Pictures/"Ulitka" Studio
Regie: Anders Banke.
Cast: Petra Nielsen, Grete Havnesköld, Emma Åberg, Jonas Karlström, Måns Nathanaelson, Carl-Åke Eriksson, Mikael Göransson, Anna Lindholm Rosendahl, Björn Andersson, Jonas Lawes, Niklas Grönberg, Linnea Jonsson.
98 Minuten (PAL)
Die Ärztin Annika Wallén zieht mit ihrer Teenager-Tochter Saga in die Provinz Norbottens Län hoch im Norden Schwedens, um dort in einem Kleinstadt-Krankenhaus ihre neue Stelle anzutreten. Sie freut sich darauf, den angesehenen Mediziner und führenden Gentechnik-Experten Professor Gerhard Beckert kennenzulernen. Der hat nur eine einzige Patientin — ein junges Mädchen, welches seit einem verhängnisvollen Verkehrsunfall im Koma liegt. Während Saga sich von ihrer neuen Schulkollegin Vega, einem regelrechten Paradiesvogel, dazu überreden lässt, auf eine Party zu gehen, wird Annika von Beckerts Patientin unvermittelt in den Arm gebissen. Wenig später erwacht sie als Beckerts Gefangene — und lauscht dessen haarsträubender Geschichte, wie er als Soldat in der Ukraine im Winter 1944 von einem Vampir gebissen und mit dessen Blut infiziert wurde — ein Schicksal, das auch Saga blüht, denn die "Medikamente" von Beckerts Patientin werden auf der Schüler-Party als angesagte Drogen herumgereicht. Und noch sind es 30 Tage, bis in Norbottens Län wieder die Sonne scheint. 
In der Tat haben die lichtscheuen Vampire in Anders Bankes Film "Frostbiten" ("Frostbite") ein "Heimspiel", denn die langen Polarnächte verschaffen ihnen hier ausgiebig Zeit, ihren blutrünstigen Gepflogenheiten nachzugehen. Der meist im Dunkeln spielende "Frostbite" ist denn auch ziemlich blutig und serviert die Schlachtplatte mit einer gehörigen Portion Ironie, etwa wenn ein von einem Vampir gebissener Jugendlicher nicht nur auf einmal Leute in weit entfernten Häusern miteinander sprechen hört, sondern plötzlich auch Hunde verstehen kann, die mit ihm reden! Leider ist der Film dann aber eben genau doch wieder nicht mutig genug, um wirklich ausreichend über die Stränge zu schlagen, um in die Liga zukünftiger Kult-Klassiker-Kandidaten gehievt zu werden. Dennoch eine nette, unterhaltsame Überraschung aus der klirrenden Kälte Nordschwedens. Der meist-exportierte schwedische Film des Kinojahres 2006 und insbesondere auch in Russland so erfolgreich, dass Banke von da zahlreiche Anfragen für weitere Projekte erhielt.



Cold Prey 2 — Resurrection: Kälter als der Tod
Originaltitel: Fritt vilt II
Produktion: Norwegen/Dänemark, 2008 
(Farbe)

Fantefilm/Filmlandet Invest/Norsk Filmstudio AS (Storyline Studios)/Aschehoug
Regie: Mats Stenberg.
Cast: Ingrid Bolsø Berdal, Marthe Snorresdotter Rovik, Kim Wifladt, Johanna Mørck, Fridtjov Såheim, Per Schaaning, Viktoria Winge, Andreas Cappelen, Mats Eldøen, Vetle Qvenild Werring, Mads Sjøgård Pettersen.
90 Minuten (NTSC)
Die schwer angeschlagene Jannicke, die in den Bergen Jotunheimens einem irren Killer entkommen war, der alle ihre Freunde getötet hatte, schleppt sich mit letzter Kraft in Richtung der nächstgelegenen Stadt Otta, als sie von einem Autofahrer aufgelesen und in das örtliche Hospital gebracht wird. Die dortige Belegschaft, bestehend lediglich aus dem Arzt Herman sowie den Krankenschwestern Camilla und Audhild, versucht, etwas über Jannickes Erlebnisse zu erfahren. Während einer polizeilichen Vernehmung erzählt Jannicke den Beamten, dass sie die Leichen ihrer Freunde sowie jene des Psychopathen, der sie alle töten wollte, auf dem Boden einer Gletscherspalte finden würden. Die Polizisten werden fündig, und Geir Olav Brath, der als Junge von seinen Eltern getrennt und in den norwegischen Bergen zum eiskalten Mörder wurde, wird wenig später vor Jannickes ungläubigen Augen im Spital reanimiert. Es kommt, wie es kommen muss: Brath erwacht wieder zum Leben, und diesmal sind die Belegschaft des Krankenhauses und die anwesenden Polizisten sein "Fritt vilt" ("Freiwild"). Doch Jannicke, die bereits weiss, was auf sie zukommt, stellt sich mutig zum Kampf. 
Der Vorgängerfilm "Cold Prey — Eiskalter Tod" ("Fritt vilt"), ein "Slasher"-Horrorfilm nach amerikanischer Erfolgsformel mit nordischem Touch, wurde im Jahr 2006 ein grosser Hit und Kinokassen-Erfolg in Norwegen, womit eine Fortsetzung auf der Hand lag. Erneut darf Ingrid Bolsø Berdal in bester "Ellen-Ripley"-Manier gegen den wütenden Berserker Brath antreten, diesmal in den dunklen und engen Gängen eines isolierten Krankenhauses, was handwerklich erneut sehr solide inszeniert wurde, wobei leider auch hier bis zum bluttriefenden Ende keine ernsthaften Überraschungen auf den Zuschauer warten. Sauber gemachte Genre-Kost nach gängigem Schema, die allenfalls durch ihre Schauplätze etwas aus der Masse ragt.


Detour
Originaltitel: Snarveien
Produktion: Norwegen, 2009 (Farbe)
Exposed Film Productions AS
Regie: Severin Eskeland.
Cast: Marte Germaine Christensen, Sondre Krogtoft Larsen, Jens Hultén, Johan Hedenberg, Malin King, Inga Didong Harrie, Jeppe Beck Laursen, Knut Walle, Mikkel Gaup, Kai Kolstad Rødseth, Eileen Kvaale Røst.
77 Minuten (NTSC)
Ein junges norwegisches Paar, Lina und Martin, ist mit dem Auto unterwegs von Norwegen nach Schweden, wo ein Freund von ihnen heiraten will. Sie haben etwas zu viel Alkohol im Gepäck, weswegen sie sich vor dem Grenzübergang Sorgen machen. Prompt ist auf schwedischer Seite die Strasse gesperrt, und ein Polizist verweist sie auf eine "Abkürzung". Auf dem stockfinsteren Waldweg haben sie alsbald eine Reifenpanne (natürlich entgeht ihnen dabei, dass diese durchaus absichtlich herbeigeführt worden war). Surrende Kameras in den Bäumen verfolgen Martins Schritte, als er sich alleine auf den Weg zu einer nahen Tankstelle macht. Der irritierende Tankwart und eine von Panik gepackte Anhalterin treiben Lina und Martin tiefer in die Wälder, wo sie auf das abgelegene Haus eines alten Pärchens treffen. Hier soll auch die Anhalterin ausgebüxt sein; wie sich noch herausstellen wird, mit gutem Grund.
Der norwegische Langspielfilm-Regiedebütant Severin Eskeland versuchte sich hier an einer modernen, skandinavischen Version bekannter, meist amerikanischer "Backwoods"-Horror-Thriller, wie sie ab den 1970er und 1980er Jahren zuhauf entstanden waren. Die düsteren Wälder Norwegens (respektive Schwedens) eignen sich denn auch hervorragend als Kulisse für einen atmosphärischen Film über verstörte "Hinterwäldler", die ein Paar ahnungsloser Städter in Furcht und Schrecken versetzen. Eskeland strapaziert hier zweifelsohne (zu) viele Klischees, allerdings war es anno 2009 auch kein leichtes Unterfangen (mehr), einen Film dieses Subgenres abzuliefern, der nicht bereits auf mehrfach zu Tode getretenen Pfaden wandelt. Von diversen, meist ins Leere laufenden "jump scares" und etlichen (allzu) vorhersehbaren Blutszenen abgesehen, gelingt ihm trotzdem ein sehenswerter und mit etlichen atmosphärischen Bildern ausgestatteter Horror-Thriller, der vom Exoten-Bonus und seiner relativ kurzen Lauflänge (77 Minuten) profitieren kann.


Hidden — Lass die Vergangenheit ruhen
Originaltitel: Skjult
Produktion: Norwegen/Schweden, 2009 (Farbe)
Alligator Film/Film Fondet FUZZ (Film Fund FUZZ)/Norsk Filmstudio AS (Storyline Studios)/Norsk Filminstitutt/Filmstory AS/Sandrew Metronome
Regie: Pål Øie.
Cast: Kristoffer Joner, Cecilie A. Mosli, Bjarte Hjelmeland, Marko Iversen Kanic, Anders Danielsen Lie, Karin Park, Eivind Sander, Arthur Berning, Agnes Karin Haaskjold, Andreas Haugsbø, Marius Rusti, Julie Rusti.
91 Minuten (NTSC)
Kai Koss, genannt "KK", kehrt nach 19-jähriger Abwesenheit in seine norwegische Heimatstadt zurück. Seine ihm entfremdete Mutter ist dort gestorben; nun soll er die anstehenden Formalitäten erledigen und das in einem abgelegenen Waldgebiet befindliche Haus, in dem er aufwuchs, erben. Was seine Jugendfreunde, unter anderem die Polizistin Sara, nicht wissen ist, dass er als Jugendlicher in diesem Haus im Keller in einer geheimen Kammer gefangen und dort von seiner Mutter bestialisch gefoltert worden war. In der Nacht im Jahr 1989, als ihm damals (noch als Kind) die Flucht gelungen war, hatte sich seine Mutter kurzerhand ein anderes, dort zufällig anwesendes Kind als neues Opfer geschnappt. Prompt verschwinden kurz nach KKs Ankunft zwei Jugendliche in seinem Elternhaus, und der Verdacht fällt postwendend auf ihn. 
Der zweite Horror-Langspielfilm von Regisseur Pål Øie, der 2003 mit "Villmark" bereits ein recht gelungenes Remake von einem der wichtigsten norwegischen Genre-Klassiker, "Der Totenteich" ("De dødes tjern", 1958), inszeniert hatte. "Hidden" wartet mit atmosphärischen Bildern nebliger norwegischer Wälder, einigen unheimlichen Momenten und einer zwar an den ebenfalls norwegischen Film "Cold Prey — Eiskalter Tod" ("Fritt vilt", 2006) erinnernden, aber dennoch (noch) nicht völlig ausgetretenen Geschichte auf, die Genre-Freunde durchaus in den Bann zu ziehen vermögen sollte. Die Inszenierung ist nicht frei von den üblichen Klischees ("jump scares", extrem laute Geräusche, logische Brüche zugunsten über-konstruierter, "unerklärbarer" Ereignisse), doch halten sich diese in tolerierbaren Grenzen. Der jederzeit überzeugende Hauptdarsteller Kristoffer Joner und Filmpartnerin Cecilie A. Mosli standen bereits in Pål Sletaunes bösem Horror-Thriller "Next Door — Manche Türen sollten nie geöffnet werden..." ("Naboer", 2005) gemeinsam vor der Kamera; Joner war zudem auch in "Villmark" (2003) zugegen.


Iron Sky — Wir kommen in Frieden!
Originaltitel: Iron Sky
Produktion: Finnland/Deutschland/Australien/Norwegen, 2012 
(Farbe)

Blind Spot Pictures Oy/Yleisradio (YLE)/Tuotantoyhtiö Energia/27 Films Production/New Holland Pictures
Regie: Timo Vuorensola.
Cast: Götz Otto, Julia Dietze, Christopher Kirby, Udo Kier, Peta Sergeant, Stephanie Paul, Tilo Prückner, Michael Cullen, Kym Jackson, Ben Siemer, Tom Hossbach, Milo Kaukomaa, Vivian Schneider, Fang You (Fang Yu), Irshad Panjatan.
110 Minuten (NTSC/Director's Cut)
Die deutschen Nationalsozialisten haben, von den Augen der Welt verborgen, auf der dunklen Seite des Mondes eine geheime Basis eingerichtet und bis zum Jahr 2018 mächtig aufgerüstet, um auf die Erde zurückzukehren und diese zu erobern. In diesem Jahr landen die USA erstmals nach langer Zeit wieder auf dem Mond, wobei es sich jedoch um einen Wahlkampf-Gag für die 2. Amtszeit der amtierenden US-Präsidentin (eine Parodie auf die unsägliche US-Politikerin Sarah Palin) handelt, die ein männliches schwarzes Model in der Gestalt von James Washington zum Mond hochschickte. Der wird von den Schergen des "Mondführers" Wolfgang Kortzfleisch aufgetan, dessen Gefolgsmann Klaus Adler heimlich Ansprüche auf den Führerposten erhebt. Ausserdem will er die Erden-Expertin Renate Richter ehelichen, die sich jedoch bald vom Vorzeige-Nazi zu einem erbitterten Regime-Gegner wandelt. Während man auf der Erde die Invasion vom Mond lange Zeit für eine brillante Idee der amerikanischen Wahlkampfleiterin hält, bereiten sich Adler und seine Mannen auf den Krieg vor, der mit Weltraum-Zeppelinen, "Reichsflugscheiben", einem Meteoriten-Blitzkrieg und der Geheimwaffe der Nazis, dem riesigen Raumschiff "Götterdämmerung", geführt werden soll.
Der Aufwand dieser finnisch-deutsch-australischen, teilweise durch eine Internet-Fangemeinde finanzierten Science-fiction-Persiflage auf Nazis, Politiker und den Grössenwahn gewisser Länder war beachtlich (der Film wurde für ca. 7.5 Millionen Euro produziert, was für eine europäische Produktion doch eine beträchtliche Summe ist), die Ausstattung und vor allem die Spezialeffekte (Raumschiff-Schlachten) sind auf einem bemerkenswert hohen Niveau. Um so bedauerlicher ist es, dass dem beim Drehbuch nicht auch so ist. Wie man aus dieser vielversprechenden Prämisse einen derart unlustigen Film machen kann, bleibt das Geheimnis von Regisseur Timo Vuorensola und seinen drei Co-Drehbuchautoren. Zwar gibt es einige wirklich gute Wortschöpfungen ("Reichsflugscheiben" etc.) und Udo Kier als Naziführer auf dem Mond zu bewundern; auch sind einige der Szenen im UN-Sicherheitsrat humoristisch tatsächlich gelungen, doch bleibt das Gefühl zurück, dass inmitten der teuren Ausstattung die blanke Ratlosigkeit herrschte, wohin man mit der grundsätzlich genialen (wenn auch beim Schriftsteller Robert A. Heinlein geklauten) Grundidee wollte. Was bleibt, ist ein Film voller verschenkter Möglichkeiten.



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